Am Samstag, dem 10. September 2005 fand in der dem hl. Kirchenlehrer Augustinus geweihten Kirche des Deutschen Ordens in Eulenburg für unsere
Verhältnisse eine ungewöhnliche Feier statt, die allerdings in Bezug auf die Vergangenheit dieses Gebietes im vollkommenen Einklang mit den besten
Traditionen dieses Landes war.
Galerie Sovinec 2005
Zusatzinfo
Der Deutsche Orden gedenkt in diesem Jahr den 50. Todestag einer bedeutenden Persönlichkeit, des Hochmeisters des Ordens des Erzherzogs Eugen von
Habsburg. Erzherzog Eugen war der letzte adelige Hochmeister und der letzte Ritter des heute nicht mehr existierenden Ritterzweiges des Deutschen
Ordens, der in der schwierigen Zeit nach dem 1. Weltkrieg zum klerikalen Orden wurde. Die Mitglieder des Ordens und der jetzige Hochmeister
Abt Dr. Bruno Platter, der heute den Orden regiert, vergessen nicht ihre Vorgänger, vor allem, wenn es sich um eine Persönlichkeit mit solchen Qualitäten
handelt, wie Erzherzog Eugen war. Die Feier in Eulenburg knüpfte an die im Mai durchgeführte Gedenkveranstaltung auf der Burg Busau an. Damals
wurde in der Kirche zum hl. Gotthard in Busau eine Glocke aus der Werkstatt des Ehepaars Dytrych vorgestellt, die den Namen des Erzherzogs Eugen
trägt, und die zu seinem Andenken für die Ordenskirche zum hl. Augustinus in Eulenburg angefertigt wurde. Nun ist der Augenblick ihrer Weihe und
Aufhängung gekommen. Dazu kam nach einigen Monaten wieder der jetzige Hochmeister des Deutschen Ordens, Abt Dr. Bruno Platter, aus Wien in
unser Land, damit er während der hl. Messe die Glockenweihe durchführen konnte.
Schon Probleme mit dem Parken deuteten an, dass es sich um ein bedeutendes und nicht zu übersehendes Ereignis handeln wird, sowohl für die Mitglieder
des Deutschen Ordens, seine Sympathisanten, als auch für die gewöhnlichen Bürgern, die keine Vorurteile haben. Die Ankommenden konnten schon aus
der Ferne den Kranarm sehen, der nach der hl. Messe die Eugen Glocke in den Kirchenturm hinaustragen sollte. Das Kirchenschiff war nach langer Zeit
wieder mit Leuten gefüllt, und diese Tatsache ließ die geistliche Wüste dieses Landes vergessen, das noch vor dem 2. Weltkrieg ein lebendiger Garten war.
Dieses Mal hat nicht einmal die merkwürdige Aufschrift auf hiesigem Denkmal, die jemandem für das Säubern des Landes von den ursprünglichen
Bewohnern dankt, die festliche Atmosphäre des Augenblicks gestört. Es war nur ein dunkler Ausruf aus der Vergangenheit, Dauermemento und ein
Ausdruck der durch rassistische Theorie beeinflussten Mentalität, sollte sie im XX. Jahrhundert egal gegen wen angewandt werden. Die Kirche leuchtete
mit ihrer Weiße auf dem Hintergrund der schweren Schanzmauer in der Sonne des Spätsommers. Als ob sie aus dem Meer des Unrechts und des Leidens
der Vergangenheit, aber auch der Gegenwart aufsteigt, wie eine helle Insel, wie ein Kalvarienberg, der die geistliche Armut des Menschen aufsaugt und in
neue Hoffnung verändert. Die Feier begann, und der Kirchenraum wurde mit dem Gesang des Ordinarium und von weiteren geistlichen Kompositionen in
der Sprache der Kirche erfüllt. Es erklangen junge, helle Stimmen der Studenten der Orgelschule des Ordens in Troppau, deren Spiritual der Familiare des
Deutschen Ordens P. Oldøich Máša ist. Sie waren wie das neue Lied einer neuen Generation, die nicht mit der Bitterkeit der verflossenen Jahrzehnten
belastet ist, und die nicht der sorgsam behütete Hass in den Schlamm der geistlichen Armut stürzt. Die lateinischen Verse der Lieder und der Gebete
stiegen im Kirchenschiff gemeinsam mit dem Duft des Weihrauches hinauf, als eine Zusicherung der neuen Zeiten, der Zeiten der Wahrheit über die
Vergangenheit und über das Verzeihen der Menschen eines guten und demütigen Herzens. Das Presbyterium wurde von weißen Mänteln mit schwarzen
Kreuzen erfüllt und im Kirchenschiff türmten sich die Ordensfahnen. Plötzlich, völlig unerwartet, gab der Hochmeister bekannt, dass nun in den Deutschen
Orden der Priester P. Metodìj Hofmann (
Zusatzinfo
) aufgenommen wird, der einen Pfarrdienst in Velká Bystøice ausübt. Die Ordensgelübde hat er im März abgelegt und nun wurde er offiziell aufgenommen.
Der Hochmeister übergab ihm den Mantel mit den Ordensinsignien. Es folgte die Zeremonie der Glockenweihe, in deren Ausklang Hochmeister drei mal
die vor dem Altar aufgestellte Glocke angeschlagen hat, die im Kirchenschiff erklang. Aber dies war nur ein Vorgeschmack der richtigen Schläge, die ab
diesem Augenblick über dieses Land erklingen werden. Die hl. Messe ging weiter, und der Altar wurde wieder zum Kalvarienberg, Arche der Rettung und
Ort des neuen Bundes zwischen Gott und dem Menschen. Das schwarze Kreuz, als Zeichen des niederschmetternden Schmerzes Christi und der
konzentrierten dunklen Kräfte unserer Welt, die Christus, Gott und Mensch freiwillig und aus der Liebe zum Mensch auf seine Lenden genommen hat.
Das dunkle Kreuz als vielsagendes Zeichen des leidenden Christus, der als Einziger die Unschuldige trägt, und die Sünden der Welt abnimmt, und die
Finsternis ist in Ihm und durch Ihn in das weiße Licht der Auferstehung, Hoffnung und Ewigkeit verwandelt. Wer verstehen kann, verstehe. Für jeden hier
anwesenden Katholik war dies der Höhepunkt der Feier. Segnen und Entlassung beendete das Mysterium des Glaubens, und die Techniker führten
die Glocke vor die Kirche hinaus. Der Hochmeister ging in Begleitung seiner Ordensbrüder und der gastierenden Priester hinaus, hinter ihm alle Gläubige.
Vor der Kirche wurde die Glocke in die Stahlseile befestigt und der Kran fing an, sie langsam zum Turm hochzuheben. Die Glocke stieg langsam den
azurblauen Himmel empor, auf dem sich ruhig weiße Wolken bewegten, und wenn hier nicht das Stahlseil wäre, würde es aus der Perspektive aller
Zusehenden so aussehen, als ob die Glocke durch eine mystische Kraft hochgezogen würde. Eigentlich war es gar kein Schein. Es ist doch hinter dem
Ganzen ein tiefer Glaube, Arbeit, ein Ausdruck der Dankbarkeit und der Hoffnung. Die Leute können hier auf die neue Glocke sehend ihre Gesichter zum
Himmel heben und sich klar werden, dass dies alles ein Ausdruck der Kraft Gottes ist. In diesem bedeutenden Augenblick erklang der Choral – Ave Maria
gratiae plena... Dieser Augenblick wurde von der Hoffnung beseelt, dass die Schläge der Glocke des Erzherzogs Eugen die Stimme des Rufenden in der
Wüste sein werden, und dass ihr wehmütiger Ruf sich über die Wälder und Felder dieses Landes verbreiten wird, und die verlorenen Seelen zur Antwort
bewegen wird. Die Glocke verschwand im Turmfenster, der Gesang verklang und die Leute gingen. Viele gingen in den Turm, sich die Ordensausstellung
anzusehen, die verschiedene falsche und schadenfrohe Behauptungen über die hiesige Geschichte und den Deutschen Orden auf das rechte Maß
zurückführt. Manche verließen langsam Eulenburg, die in der Abendsonne einschlief.
Für eingeladene Gäste folgte ein Gesellschaftstreffen mit dem Hochmeister im Garten von Herrn Robert Rác, Balleimeister des Deutschen Ordens.
Bearbeitet vom Nichtmitglied des Ordens und Gast der Feier
David Hibsch