Vor einem halben Jahrhundert starb in der Nacht vom 29. auf 30. Dezember 1954 in der norditalienischen Stadt Meran der 58. Hochmeister des Ordens,
Eugen von Habsburg - Lothringen. Manche wird es wahrscheinlich wundern, dass wir Erzherzog Eugen in unserer Umgebung gedenken, da er für viele,
von der Geschichte Unberührten, ein Mitglied der sog. fremden Dynastie und der Vorsteher der kirchlichen Institution war, die schon vom Namen her mit
anderer Sprachgruppe zusammenhängt. Erzherzog Eugen ist allerdings mit der tschechischen Umgebung eng verbunden. Eugen wurde im Mähren auf dem
Schloß Zidlochovice geboren, und die Länder der Tschechischen Krone hat er vor allem durch sein Wirken im Amt des Hochmeisters des Ordens der
Deutschen Ritter stark beeinflusst. Auch wenn viele „Patrioten“ versuchen, sein Wirken zu verneinen, kann auf keinen Fall geleugnet werden, dass ohne
Erzherzog Eugen, Busau heute nur eine ruinierte unbedeutende Sehenswürdigkeit Mährens wäre. Die Rekonstruktion der Burg ist nur die Spitze des
Eisbergs, da Eugen mit seiner Tätigkeit viele Gebiete gerührt hat. Vor allem Medizin, die immer ein untrennbarer Bestandteil der Sendung des Ordens war,
aber zum gleichen Teil auch Architektur, Kunst, Nahrungsgüterwirtschaft, Militärwesen usw. Der Orden hat unter seiner Leitung eine wirkliche
Renaissance erlebt in allen seinen Bestandteilen. Nur die Auflösung der Monarchie hat sein konstruktives und gottgefälliges Wirken in unserer Gesellschaft
beeinträchtigt und stark eingeschränkt.
Der gegenwärtige Deutsche Orden, der ein legitimes Nachfolgesubjekt des Ordens der Deutschen Ritter ist, vergisst nicht die großen Persönlichkeiten
seiner Geschichte und das Jahr 2005 steht im Zeichen der Feierlichkeiten und Andenken des Eugen von Habsburg – Lothringen. Die Feier auf Busau war
wirklich ein würdevolles Ereignis. Sie wurde vorbereitet nicht nur von den Mitgliedern und Sympathisanten des Ordens, sondern auch von Leuten, die vor
allem einen guten Willen und den Mut hatten, sich dem dämonischen Mythus und dem Hass verschiedener Nationalisten, Sozialisten und Kommunisten
gegenüberzustellen. Vor allem ist es aber notwendig, die positive Einstellung der Vertretung der Gemeinde Busau und der Verwaltung der Burg Busau,
hoch zu schätzen. Ohne diese Leute würde die Feier zwar auch stattfinden, allerdings hätte sie Charakter eines beinahe halbillegalen Ereignisses einiger
Begeisterter.
Schon um 15:00 Uhr trafen die ersten Leute vor dem Gemeindeamt in Busau ein. Es waren nicht nur die Einwohner der Gemeinde, sondern auch Leute
aus verschiedenen Teilen unseres Landes, was auch anhand der Autokennzeichen erkennbar war. Unter den Wartenden wurden auch die schwarzen
klerikalen Gewande der Priester mit den Ordensinsignien, schwarze Mäntel der Familiaren und Ordenskleider der Gäste aus den anderen
Ordensgemeinschaften gesehen. Es waren hier auch festlich gekleidete Laien, Familien mit kleinen Kindern und auch zufällige Touristen. Genau um 16.00
Uhr erschien über den Köpfen der Wartenden das lateinische Kreuz und bunte Fahne der Ballei Tschechien – Mähren - Schlesien des Deutschen Ordens.
Der Festzug begab sich langsam unter Glockengeläute aus der Kirche zu hl. Gotthard in die Kirche über die sich die majestätische Burg Busau erhebt.
An dieser Feier nahmen teil:
Abt. Dr. Bruno Platter - Hochmeister des Deutschen Ordens
Mons. Josef Hrdlièka - Olmützer Weihbischof
P. Lukáš Evžen Martinec (OSA) - Altbrünner Abt und der Vizepräsident der Konferenz der höheren Ordensvorsteher
P. Alvarez Koeda O.P - Provinzial der Dominikaner
P. Oldøich Máša - Spiritual der Kirchlichen Orgelschule des Ordens in Troppau, Mitglied der Kunstkommission des Ostrauer – Troppauer Bistums und Familiare O.T.
Ing. Petr Krill - Abgeordneter des Parlaments der Tschechischen Republik
MuDr. Vítìslav Vavroušek - Senator
Ing. Pavel Horák - Landeshauptmannstellvertreter des Landes Olmütz
PhDr. Jindøich Garèic - Leiter der Abteilung Kultur und Denkmalpflege des Landes Olmütz
Mgr. Zdenìk Brož - Bürgermeister der Stadt Šumperk
Ing.Marek Zapletal - Bürgermeisterstellvertreter der Stadt Šumperk
Ing. Zdenìk Foltýn - Bürgermeister von Busau
Václav Srb – Vorsitzender der Tschechischen Krone
Mgr. Zuzana Marková - Kastelannin der Burg Busau
Hana Heidenreichová - Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde der Burg Busau
Der Festgottesdienst wurde in lateinischer Sprache gehalten und zur Würde der Liturgie trug der Chor aus der Mittleren kirchlichen Orgelschule aus
Troppau bei, der die liturgischen Handlungen mit den lateinischen Gesängen des Mittelalters und Barocks begleitete. Es war wirklich ein wundervolles
Kunsterlebnis.
Die Ansprache des Hochmeisters wurde auf deutsch vorgetragen und übersetzt. Der Hochmeister entschuldigte sich, dass er bis jetzt der tschechischen
Sprache nicht mächtig sei, was mit Verständnis aufgenommen wurde. Die Ansprache wurde im Geiste der Erinnerungen an Eugen und seine breiten
Aktivitäten in unserem Land vorgetragen.
Gesamter Text der Ansprache des Hochmeisters
Nach der hl. Messe begab sich die ganze Gesellschaft in den großen Gemeindesaal. Hier wurden die ausgezeichnet, die sich um dieses Treffen bemühten,
und den guten Willen zeigten, trotz allen Vorurteilen und feindseligen Reaktionen, zu kommunizieren und der Vergangenheit gegenüber zu stehen, die nicht
nur die Vergangenheit des Nationalismus und Kommunismus war, sondern auch eine Zeit der ausdrucksvollen Persönlichkeiten wie Erzherzog Eugen. Der
Hochmeister schenkte den Organisatoren ein wunderschönes
Buch
,das auf jeden Fall das erste Biographiebuch über Hochmeister Eugen in der tschechischen Sprache ist und eine
Gedenkmedaille.
Das Buch und Medaille konnten gleichzeitig frei erworben werden.
Um 19.30 Uhr trafen sich die ersten Teilnehmer vor dem ersten Tor der Burg. Ca. um acht Uhr schnitt der Hochmeister das Band durch, und somit wurde
die Ausstellung über die Geschichte des Ordens der Deutschen Ritter in den Räumlichkeiten des ehemaligen Pferdestalles in dem ersten Burgvorhof
eröffnet. Diese fesselnde Ausstellung soll den ganzen Sommer über geöffnet werden.
Nach der feierlichen Eröffnung der Ausstellung folgte die Burgbesichtigung. Alle Räume wurden lediglich mit den Kerzen beleuchtet, was das Interieur
magisch und geheimnisvoll wirken ließ. Zum Abschluss fand im Rittersaal das Konzert der mittelalterlichen und barocken Musik statt in Interpretation
der Schüler der Mittleren kirchlichen Orgelschule in Troppau.
Die Atmosphäre des Treffens war freundlich und offen. Dies belegt die unterschiedliche Einstellung der Vertreter der Selbstverwaltungen in den einzelnen
Regionen zu den Themen, die die politische Spitze nur politisiert und zum eigenen Nutzen missbraucht. Der, der an dieser Feier teilnahm, kann sicherlich
bestätigen, dass es ein außergewöhnlich schönes und tiefes Erlebnis war.
Fotogalerie der Feier
Bearbeitet von: D. Hibsch & L. Macek